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Familiengeschichte

 

Die Wieding`s

 
Dies sind die Geschichten meiner Vorfahren soweit diese sich bis zum heutigen Zeitpunkt zurückverfolgen lassen. Es sind nicht nur die Geschichten derer, denen ich meinen Nachnamen Wieding verdanke. Auch die Mütter, Brüder und Schwestern der Ahnen finden in dieser Geschichte Ihren Platz.
 
In einer Zeit in der Deutschland aus unzähligen Kleinstaaten bestand, Napoleon Kaiser der Franzosen war und in Russland Zar Alexander der Erste herrschte, wurde ein Kind namens Christian Wieding geboren. Der Ort seiner Geburt ist noch nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass Christian Wieding als Einwanderer oder Neusiedler nach Darkehmen kam. Christian Wieding und seine Ehefrau Katherina (geb. Mengel) lebten in Trempen Kr. Darkehmen in Ostpreußen.
 
Christian war ein Losmann (kleiner Feldpächter).
 Neue Siedler erhielten vom Staat per Los ein neu urbar gemachtes Stück Feld als Lebensgrundlage. Da dieses aber für den Lebensunterhalt einer Familie nicht reichte, arbeiten die Losmänner meist als Tagelöhner, Feldarbeiter, Knechte oder Hozfäller.
 Im Jahre 1827 wurde Tochter Justine und 1831 Sohn Karl geboren, neun Jahre später am 13.06.1840 folgte Sohn Julius.
 Die Söhne verdienten sich ihr tägliches Brot so wie der Vater als Landarbeiter.
Justine heiratete Wilhelm Gefrom und lebte mit Ihm und Ihren am 22.02.1852 geborenen Sohn August Eduard, den am 22.05.1858 geborenen Friedrich Wilhelm, der 1864 gebohrenen Tochter Dorothea Wilhelmine Henriette, sowie Sohn Karl und Sohn Wilhelm in Kasenowsken.

 Als junger Mann lernte Karl die  Karoline Werner kennen und heiratete sie.
 Beide lebten auf dem Rittergut Abscherninken wo Karoline im Jahr 1857 dem Karl eine Tochter  namens Caroline schenkte.
 Zwei Jahre später 1859 folgte Sohn Friedrich.
 
Not und Hunger forderten ihren Tribut, so das Caroline und Friedrich bereits als Kinder ihre Mutter verloren und Karl zum Witwer wurde.
In dieser Zeit war wohl ein Mann mit zwei kleinen Kindern als auch eine Frau mit einem unehelichen Sohn nicht die beste Partie.
Es war wohl dieser Umstand, der Karl mit der 12 Jahre älteren Charlotte zusammen brachte.
Die unverheiratete Charlotte Schepull kam aus ärmsten und rechtlosesten Verhältnissen, sie hatte nie eine Schule besucht und konnte weder lesen noch schreiben. Charlotte hatte bereits einen im Jahr 1849 geborenen Sohn namens Friedrich Schepull
dessen Vater im Taufregister als Unbekannt benannt ist.
Als Ehepaar war nun das Leben für Karl und Charlotte mit den Kindern etwas erträglicher.

In den 1870ger bis in die 1880ger Jahre war die Not in Ostpreußen so groß, das Millionen Familien in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Westen zogen.
Auch Karl mit Frau Charlotte, der Tochter Caroline (Karoline), seinem Sohn Friedrich,
Stiefsohn Friedrich und Karls Bruder Julius verschlug es bis vor die Tore Berlins nach Friedrichsfelde.  Die bereits verwitwete Justine Gefrom zog ebenfalls nach der Heirat von Sohn August Eduard im Jahr 1885 nach Boxhagen in der Landgemeinde Niederbarnim (heute Berlin Ostkreuz),Sie wohnte bis zu ihren Tod 1887 bei Ihrer Schwiegertochter, der Hebamme Anna Mathilde Gefrom.
Karl arbeitete in Friedrichsfelde, wie schon in der alten Heimat als Landarbeiter.
Bruder Julius zog weiter nach Boxhagen/ Friedrichsberg      
wo er den Beruf  des Laternenanzünder/Laternenwart im Bereich der Frankfurter Allee ausübte.
 Friedrich Schepull ließ sich im Dorf Marzahn nieder, wodurch auch der Kontakt zur  Marzahner Familie Gliese zustande kam.
So heiratete Caroline in die Gliese Familie ein.
Auch Friedrich Schepull fand seine Frau in Marzahn und Friedrich Wieding gründete in der neuen Heimat1883 seine Familie mit Frau Amalie geb. Drewke die auch aus dem Kreis Darkehmen stammte.
 
Nach heutiger Erkenntnis erfolgte der Prozess der Einwanderung nach und um Berlin  über mehrere Jahre.
Aus den späteren Eheschließungen in Berlin ist ersichtlich, dass viele weitere bekannte und befreundete Familien aus Trempen  und Umgebung es den Wiedings gleich taten und die alte Heimat verließen.
Das Leben war auch für Friedrich Wieding und Frau Amalie wohl in Berlin leichter als in der alten Heimat Ostpreußen, doch Sorgloser war es gewiss nicht.
Friedrich Wieding und Frau Amalie hatten 6 Kinder von denen nur zwei das Erwachsenen Alter erreichten.
Amalie musste mit vielen Verlusten fertig werden.
1884 wurde Tochter Martha Luise geboren, am 10.Nov.1885 folgte mein Urgroßvater Albert Wieding.
 
Sohn Franz kam 1887 zur Welt und Tochter Frida Amalie 1890. Es folgte am 2.8.1891 Tochter Hulda Amalie, sie war  der erste schmerzliche Verlust den Friedrich und Amalie ertragen mussten. Hulda Amalie starb bereits im Alter von nur zwei Monaten.  Zwei Jahre später 1893 wurde Herman Karl geboren.
Nun verließ Friedrich und Amalie jegliches Glück und es folgten besonders für Amalie schmerzvolle Jahre. Auch Sohn Hermann Karl starb 1896 mit nur 3 Jahren.
Das Unglück nahm kein Ende 1898 verlor Friedrich seinen Vater Karl nur ein Jahr später starb auch Friedrich mit nur 39 Jahren.
Den Verlust zwei weiterer Kinder musste er nicht mehr miterleben. Für Amalie war das Martyrium noch nicht zu Ende.
Der nächste extrem schwere Schicksalsschlag folgte nur knapp 4 Jahre später. Am 3.04.1903 verstarb mit nur 16 Jahren Sohn Franz und nur wenige Tage später am 13.04.1903 war auch die gerade einmal 13 jährige Frieda Amalie tot.
Meiner Ur Urgroßmutter Amalie selbst war ein langes Leben beschieden, sie starb 1943 im alter von 83 Jahren, ob dieses lange Leben geprägt von Tod, Krieg und Entbehrungen  ein Segen war wage ich zu bezweifeln.
 
Auch der erstgeborenen Martha Luise war ein langes Leben vergönnt. 
Sie heiratete Philipp Oskar Edmund Rojahn‎ und starb 1964 im Alter von 80 Jahren.
 
Albert besuchte von 1892 bis1898 die Knabenschule in Lichtenberg  und wurde nach dem Abschluss der sechsten Klasse mit einem recht guten Zeugnis (alles Zweien und Dreien) entlassen. Albert arbeitete nun als Holzarbeiter/Maschinenarbeiter. In späteren Jahren war Albert ein hervorragender Tischler, so baute er ca. 1920 aus den kleinen Holzresten seiner Firma eine komplette Schlafzimmereinrichtung, Ehebett, Nachttische, Frisierkommode und Kleiderschrank. Diese Möbel, die noch bis in die 1970ger Jahre bei meinen Großeltern in gebrauch waren, sahen keines Wegs  nach „Eigenbau“ aus.
In seiner Jugend war Albert Ringer in einem Sportverein. Am 13.Oktober 1905 musste Albert seinen Militärdienst im Kaiserreich antreten. Albert diente im Füsilier Regiment Prinz Heinrich von Preußen Nr. 35 12te Kompanie als Füsilier. 1907 wurde Albert in die Reserve entlassen.
Vermutlich vor seinem Militärdienst lernte Albert die 1881 geborene Näherin Emma Patommel kennen. 
Emma bekam 1899 im Alter von 18 Jahren eine Sohn namens Helmut, dessen Vater nicht bekannt ist. Da man zu dieser Zeit erst mit 21 Jahren Volljährig war musste der "gute Ruf" gewahrt bleiben, so das man Helmut als kleinen Bruder von Emma ausgab. Helmut erfuhr erst als Erwachsener das Emma seine Mutter und nicht seine Schwester war. Im Jahr 1905, also genau in dem Jahr in dem Albert seinen Militärdienst antreten musste, folgte Sohn Bruno Wilhelm Patommel. Den Namen Wieding erhielt Bruno erst am 03.03.1919 von Albert. Ob Albert der leibliche Vater von Bruno ist, bleibt leider offen, da ein Vater auf dem Eintrag im Geburtsregister nicht angegeben ist.
 

Emma und Albert heirateten 1910. Zu diesem Zeitpunk war Emma mit Sohn Erwin Wieding schwanger, dieser wurde am 02. Nov.1910 geboren. Albert und Emma wohnten zu dieser Zeit mit den beiden Kindern Bruno und Erwin in einer Kochstube in der Dossestr. in Boxhagen, dem heutigen Ostkreuz.
Am 01.Jan.1912 wurde Sohn Alfred Wieding geboren.

Als Sohn Rudolf am 16.Nov.1913 geboren wurde, reichte die Kochstube nicht mehr aus und Albert zog 1913 mit seiner Familie in die Gürtelstraße 28. Hier hatte die Familie im Hinterhaus im dritten Stock Stube und Küche.
Lange wehrte das Glück nicht, mit Ausbruch des 1 Weltkriegs musste auch Albert wieder zum Militär und Emma musste mit den 4 Kindern im Haushalt allein klar kommen.
Die ersten Kriegsjahre, etwa bis 1916 scheinen für Albert recht ruhig verlaufen zu sein.
Erst ab 1917 finden sich in Alberts Militärpass aufgezeichnete Gefechte im Osten, in Russland und auch im Westen, das letzte Gefecht an dem Albert teil nahm, fand vom 02.05.1918 bis 11.11.1918 in Lothringen statt. Für seinen Dienst in den Kriegsjahren erhielt Albert 9,90 Reichsmark monatlich.
Auch Albert erhielt wie tausende Andere für diese sinnlose Kriegszeit am 26.08.1918 das EK zweiter Klasse.
Während der Kriegsjahre wurde Emma noch einmal schwanger und gebar am 01.09.1916 Kurt Bruno Oskar, die Not der Kriegsjahre lies dieses Kind jedoch nur wenige Monate leben.
Alberts jüngster Spross verstarb am 14.02.1917.

Die schweren Jahre nach dem ersten Weltkrieg förderten aber auch gewissermaßen die Kreativität des 5 Jahre alten Rudolf  und seiner beiden Brüder Alfred und Erwin, wenn es um kleine Leckereien ging.
So begab sich Rudolf im Alter von fünf Jahren mittels eines kleinen Holzrollers für einen Apfel auf eine lange Reise. Rudolf rollerte über die holprigen Berliner Gehwege von der Gürtelstraße bis zur Schönhauser Allee, dort hatte ein Onkel einen kleinen Gemüseladen und Rudi erhielt als Geschenk einen Apfel.
Besonders begehrt bei den Kindern war auch die Sonntägliche Scheibe Brot mit etwas Zuckerrübensirup darauf.
Diesen besonderen Schatz verwarte Albert vorsorglich im Unterschrank des Küchenbuffets welches er sorgfältig verschloss um die Kinder vom heimlichen naschen abzuhalten. Rudi, Ali und Erwin waren hier aber besonders Kreativ, sie entfernten einfach die Besteckschublade darüber und konnten so bequem in den unteren Teil des Schrankes greifen um heimlich zu naschen.
Als die Jungs älter waren, fuhren sie raus aufs Land nach Hellersdorf. Dort befanden sich wie überall um Berlin herum die Rieselfelder mit Obst und Gemüsefeldern. In Hellersdorf hatten die Drei es auf die dortigen Apfelbäume abgesehen. Eingedeckt mit einer reichen Apfelbeute ging es dann wieder nachhause.
 
 
Die Ehe zwischen Albert und Emma hielt bis 1923. Alfred, Erwin und Rudolf wohnten weiterhin bei Vater Albert in der Gürtelstraße, dies war einfach der Wohnsituation geschuldet. Ein enger Kontakt zwischen Emma und den Kindern bestand weiterhin.
Über das weitere Leben von Alfred ist nicht viel bekannt. Alfred verdiente sein Geld als Handlungshelfer, wohnte in den 30er  Jahren am Wismarplatz 1 an der Boxhagener Straße. Am 18.11.1933 heiratete Alfred die am 10.09.1913 in Wien geborene Karoline Propst.Sie lebte noch bis 1997 in Neukölln. Erwin war wie sein Vater von Beruf Tischler und mit der am 10.08.1908 geborenen Gertrud Bengsch verheiratet. Beide Brüder starben im 2. Weltkrieg.
 
Albert heiratete noch einmal 1939 Martha Anna Ida Ilmer‏‎, über  diese Ehe von Albert ist kaum etwas bekannt. Es ist auch nicht bekannt wie lange diese Ehe hielt.


Nach dem Krieg heiratete Albert ein weiteres mal, Martha Twoakiewiec kam 1945 mit der Roten Armee nach Deutschland. Hauptgrund dieser Ehe war das bleiberecht in Deutschland.
Albert wohnte bis zu seinem Tod am 10.Juli 1951 in der Gürtelstraße 28.
 
Rudolf, der jüngste der Brüder arbeitete nach Beendigung der Schule als Beifahrer und wurde später Kraftfahrer. Anfang der 1930er Jahre verbrachte Rudi seine Freizeit oft im Ruderverein KRV 1920. Rudolf nahm auch an Regatten teil und gewann 1930 eine Silbermedaille im Einer ohne Steuermann.
Rudolf und auch seine Brüder verbrachten in den 1930ern auch viel Zeit beim feiern.
So traf man sich gern in Biergärten oder bei Tanzvergnügungen.
Hier lernte Rudi auch seine spätere Ehefrau Katharina Foltin kennen.
 
Katharinas stammt aus Österreich, die Geschichte Ihrer Vorfahren beginnt mütterlicherseits in
Freudenthal bei den schlesischen Webern. Hier brachte Emilie Hermann am 24 Juni 1884 ein Mädchen namens Rudolfine zur Welt. Der schlesische Hungeraufstand lag in diesem Jahr genau 40 Jahre zurück. Niemand ahnt zu dieser Zeit, dass bereits Anfang der 1890er Jahre eine weitere Hungersnot über die schlesischen Weber hereinbricht.
 
Diese geschichtliche Tatsache könnte Rudolfine letztendlich zu Zeiten der Österreichisch-ungarischen Monarchie in das österreichische Andlersdorf  gebracht haben.
Auf dem ansässigen Gutshof der Familie Simer arbeitete Rudolfine als Magd und lernte hier auch den Knecht Andreas Foltin kennen.  Der 1867 in Ungarn geborene Andreas ist das jüngste  von 5 Kindern des Josephus Foltin und seiner Ehefrau Anna geb. Diman.
 
In welchen Jahr genau die Hochzeit von Andreas und Rudolfine stattfand ist nicht bekannt.
Am 26. November 1915 bekam Rudolfine ein Kind namens Katharina Magdalena Foltin.
Katharina hatte nicht lange die Geborgenheit der Familie, denn bereits im Kleinkindalter verlor Katharina die Mutter. Rudolfine Foltin verstarb etwa zwischen 1916 und1918.
Da Andreas nicht in der Lage war ein Kleinkind zu versorgen, kam Katharina in ein katholisches Waisenhaus. Dort verbrachte sie Ihre gesamte Kindheit.
 
Nach Beendigung der allgemeinen Volksschule wurde die noch nicht einmal 15 jährige Katharina 1930 vom Weisenhaus aus als Kindermädchen an die ansässige Landwirtsfamilie des JohannVögel in Oberweiden vermittelt. Hier kümmerte sie sich um die beiden kleinen Jungs Hans und Richard. Der Lohn für diese Tätigkeit war neben Unterkunft und essen ein Kleid und ein paar Schuhe pro Jahr.
 
Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich eröffnete Katharina neue Möglichkeiten und das Abenteuer der „großen weiten Welt“. Im April 1938 beendete sie Ihre Anstellung und reiste nach Berlin. Bereits einen Monat später hatte sie eine Anstellung als Küchenhilfe beim Zeitungsverleger  Dr. Wolfgag Huck. Die Arbeit in einer Großstadt war für ein Mädel vom Lande nicht immer einfach und auch oft von „ehr lustigen“ Missverständnissen geprägt.
So sollte Katharina eine Annanas zu Dessert vorbereiten was ihr völlig unverständlich vorkam. In Katharinas dörflicher Heimat bezeichnet man eine Erdbeere als Annanas.
 
Natürlich war die 23 jährige Katharina an ihren freien Tagen auch Unterwegs um die neue Heimat Berlin kennen zu lernen. Hier nun kreuzen sich die Wege zwischen Katharina Foltin und Rudolf Wieding.
 
 1939 wurde geheiratet und Rudolf zog mit Katharina in eine Mansardenwohnung in der Köpenicker Straße in Kreuzberg.
Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs mussten Rudolfs Brüder Alfred und Erwin ihren Dienst in der Wehrmacht antreten, Rudolf blieb vorerst verschont, seine Tätigkeit als Kraftfahrer galt als Kriegswichtig. Einige Monate nach Kriegsausbruch wurde aber auch  Rudolf eingezogen.
Da er zunächst in Landsberg an der Warthe stationiert war, konnte er seine mittlerweile hoch schwangere Frau Katharina noch des öfteren sehen.
Am 30.06.1940 wurde dann Sohn Lothar geboren und Katharina musste mit allem allein zurecht kommen.
Rudolf und auch Bruder Alfred wurden an die Ostfront nach Russland geschickt, Erwin musste an die Westfront.
Katharina blieb mit Sohn Lothar in den ersten Kriegsjahren in Berlin. Da es zunehmend gefährlicher in und um Berlin wurde verließ sie Deutschland und ging mit Lothar zurück nach Österreich. Die Wohnung in Kreuzberg wurde im weiteren Kriegsverlauf ausgebombt.
Albert erhielt 1943 die Nachricht, das Alfred Vermisst wird, auch von Rudolf gab es kein Lebenszeichen.
 
Während Alfred in Kastornoje Wyssokoje  zur Jahreswende 1942/43 gefallen war, wurde Rudolf beim Vormarsch in Richtung schwarzes Meer schwer Verwundet und blieb hinter den russischen Linien zurück. Mit einem Schulterdurchschuss schleppte er sich durch Russland um letztendlich in russische Gefangenschaft zu geraten. Er überlebte seine unbehandelte Wunde, in der sich Fliegenmaden tummelte, er überlebte Ruhr, Typhus Malaria und Hunger.
Nach Kriegsende 1945  erhielt Rudolf in der Gefangenschaft nur einmal Nachricht aus der Heimat von Vater Albert. Diese kurzgefasste Nachricht enthielt wenig ermutigendes.
„Alfred und Erwin gefallen, Mutter tot, Kati mit Lothar zurück nach Österreich“
 
Erwin starb warscheinlich im Juni 1944 in Frankreich. er galt von seiner Einheit seit dem 20.06.1944 als vermisst.
Die letzte, eigene Nachricht von Erwin erhielt die Familie am 13.06.1944 aus der Normandie. Erwin gild bis heute als verschollen.
Rudolfs Mutter Emma kam bei einem Unfall ums Leben, sie stürzte am 22..11.1945 von der behelfsmäßig errichteten Warschauer Brücke in den Tod.
 
Rudolf musste bis 1950 in russischer Gefangenschaft bleiben. Bei seiner Rücker nach Berlin fand er nur noch Albert vor, der noch immer in der Gürtelstraße 28 wohnte.
 
In den Jahren in denen in Europa der Krieg mit all seinen Schrecken tobte, blieb Katharina und Lothar in Österreich weitestgehend von den Geschehnissen im Rest der Welt verschont.
Das änderte sich erst 1945 mit dem Einmarsch der Roten Armee in Österreich.
Mit der Anwesenheit der „Befreier“  kehrte auch hier Willkür, Hunger, Tod und Vergewaltigung in den Dörfer und Städte ein.
Auch Katharina entging der Vergewaltigung nicht und wurde zu allem Übel schwanger.
Das Kind überlebte aber nur wenige Monate. Dieses Kapitel in Katharinas Leben wurde nie wieder angesprochen.
Katharina arbeitete bis 1951 wieder für die Familie Vögel als Landarbeiterin und Lothar besuchte in Oberweiden die Schule.
Nach Rudolfs Rücker aus der russischen Gefangenschaft lebte Albert nur noch ein knappes Jahr und verstarb am 10 Juli 1951 an einem Schlaganfall.
Rudolf war nun ganz allein in Berlin und nahm wieder Kontakt zu Katharina auf. Die kehrte bereits im August 1951 mit Lothar zurück nach Berlin. Nach fast 11 Jahren Trennung wohnten sie nun wieder zusammen in der Gürtelstraße 28.
Lothar wurde nun im zerbombten Nachkriegs Berlin groß.
Im Jahr 1958 lernte Lothar Elfi kennen.
Elfriede Mechelke und Lothar heirateten 1959 und nur ein Jahr später, am 13.01.1960 wurde ich, Rainer Rudolf Fritz Wieding geboren.
 
An dieser Stelle endet nun die Geschichte der Vorfahren der Wieding`s und die Geschichte der Vorfahren meiner Mutter beginnt.
 
 
 

Die Salzwedel`s

 
Es ist die Zeit in der Friedrich der Große Preußen regiert und im Erbfolgekrieg mit Österreich großen Teilen Europas unruhige Zeiten beschert.
Im Jahr 1743 wird in Rheinsberg Christoph Ernst Salzwedel geboren.
Er ist der Sohn einer alten Böttcherfamilie und wie sein Vater zuvor wird auch  Christoph Böttchermeister.
Erst mit weit über 40 heiratet Christoph seine Frau Anne Louise geb. Lemrien.
Die Familie bekommt drei Kinder.
1779 wird Sohn Ernst Heinrich geboren. Drei Jahre später 18.02.1782 folgt Tochter Anne Louise Heriette und zu guter lenzt 1793 Carl Friedrich.
 
Christoph Ernst Salzwedel ist für die damalige Zeit ein langes Leben vergönnt, er stirbt am 01.11.1831 im alter von 88 Jahren.
Sein erstgeborener Sohn Ernst Heinrich Salzwedel wird wie sein Vater und dessen Vater von Beruf Böttchermeister.
Am 15.November 1807 im Alter von 35 Jahren heiratet Ernst Heinrich die sechs Jahre jüngere Wilhelmine Sophie Koch.
Die Familie ist reich mit Kindern gesegnet, am 16. März 1809 kommt Tochter Marie Sophie Wilhelmine zur Welt. Sieben Jahre später folgt ein weiteres Mädchen, Maria Sophia Wilhelmine wird am 12.09.1816 geboren. Vier Jahre später stellt sich noch immer kein Stammhalter ein, am 17.10.1820 erblickt Wilhelmine Pauline Henriette das Licht der Welt.
Am 14.09.1822 ist es dann endlich so weit und ein Junge namens  Carl Friedrich Ludwig wird geboren. Das Nesthäkchen  Wilhelmine Caroline Julia Salzwedel‏‎ wurde 1824 geboren.
 
Die alte Tradition war gerettet und Carl Friedrich Ludwig wurde Böttchermeister wie schon die Väter zuvor.
Carl Friedrich Ludwig heiratete standesgemäß Louise Wilhelmine Elisabeth Dertz die Tochter des Zimmermann Ludwig Dertz.
Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Carl Johann Wilhelm wurde 1846 geboren, sein Bruder  Franz Karl Louis Salzwedel‏‎ kam erst 18 Jahre später am 20.05.1864 zur Welt.
Beide Brüder wurden, wie könnte es auch anders sein, Böttchermeister.
 
Carl Johann Wilhelm ließ sich mit Ehefrau Pauline Karoline Louise geb. Karbe in Zechlin nieder. Sie starb bereits mit 30 Jahren. Die beiden hatten einen Sohn  Franz Friedrich Wilhelm Salzwedel geboren 1877.
Er brach mit der alten Tradition und wurde Kürschner.
 

 
Auch Bruder Franz Karl Louis verließ Rheinsberg und zog nach Berlin.
Hier lernte er die aus Tublauken Ostpreußen stammende Christine Henriette Schröter kennen.
Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor,
Erna Henriette Luise Salzwedel‏‎ wurde
am 15.06.1902 geboren und Schwester
Hedwig Henriette Louise genannt Heta kam am 24.05.1906 auf die Welt.
Franz Karl Louis Salzwedel war nun der letzte Böttcher  in der über Jahrhunderte dauernden Tradition dieser Familie.
Hedwig wuchs heran und als sie eine junge Frau war, lernte sie Ihren zukünftigen Ehemann Fritz Mechelke kennen.
 
 
 



Louis Salzwedel mit Frau Henriette und             
den Töchtern Erna und Hedwig ca.1914             
 
 
 

Die Mechelke`s

 
Hier beginnt nun die nächste Geschichte. Die Geschichte der Mechelkes. Unter den Mechelke Geschwistern gab es oft Erzählungen von Eigenschaften oder Eigenheiten
die man gern als „typisch Mechelke“ bezeichnete. Im weiteren Verlauf wird man aber schnell feststellen, dass ein Herr Friedrich Wilhelm Mechelke rein gar nichts mit der Sache zutun hat.
Ohne nun vollends Verwirrung stiften zu wollen, beginnt diese Geschichte mit den Delaters. Den Mythen und Legenden der Mechelkes nach, stammt diese Familie von der französischen Adelsfamilie de Later ab und ist bis hin zum spanischen Königshaus verbunden.
Meine Nachforschungen endeten jedoch bei Wilhelm Delater und seiner Ehefrau Agnes geb.Kopp aus Dessau. Dessen Sohn Gustav Friedrich Wilhelm Delater wurde am 12.12.1888 in Dessau geboren. Auch Gustav verschlug es schon früh nach Berlin.
 




Martha Mechelke geb. Lootz
 
Gustav Friedrich Wilhelm Delâter von allen Willy genannt (auch Delater oder Deläter geschrieben) hatte im jungen Alter von 18-19 Jahren eine Beziehung mit Martha Lootz die zu dieser Zeit auch gerade 20-21 Jahre alt war. Aus dieser Beziehung wurde 1908 ein Sohn namens Fritz geboren.
Die Beziehung hielt jedoch nicht lange und Martha zog den kleinen Fritz Lootz zunächst allein groß.
Willy lernte im laufe der nächsten Jahre Berta Rehse kennen.
1914 mit Beginn des 1. Weltkriegs kam Wilhelm Delâter an die Front nach Frankreich. 1915 wurde er laut Verlustliste 5011 vom 31.05.1915 leicht verwundet.  Im Juli 1916 heiratete Willy seine Berta und konnte für kurze Zeit glücklich sein und die Schrecken des Krieges vergessen.
 
Nur 3 Monate später war Berta eine Kriegswitwe. Willy starb im Alter von nur 28 Jahren am 5.09.1916  bei Moislains in Frankreich auf dem Transport zum Hauptverbandsplatz.
Berta Delâter wurde am 11.01.1918 mit nur 31 Jahren in Ihrer Wohnung tot aufgefunden.
 
 
 




Grab von Gustav Friedrich Wilhelm Delâter
 
Martha Lootz lernte ebenfalls (bereits vor dem ersten Weltkrieg) einen neuen Partner kennen, den am 07.11.1886 geborenen Friedrich Wilhelm Mechelke.
Am 21.12.1912 heirateten sie und auch der kleine Fritz erhielt den Namen Mechelke.
Hier nun mit Fritz Mechelke beginnt der „typisch“ Mechelke Mythos, der sich bis in heutige Nachkommengenerationen der Mechelkes erstreckt.
 
Fritz Mechelke wurde Maurer von Beruf und lernte Heta den jüngsten Spross der Salzwedels kennen.
Hedwig Salzwedel und Frizt Mechelke gaben sich 1929 in Berlin Adlershof  das Jawort. Zunächst wohnte die junge Familie in der Hoffmannstraße in Adlershof, später zog die Familie in die Kronprinzenstraße (Zinsgutstraße).
Da Fritz und Heta in der angrenzenden Laubenkolonie auch einen Garten hatten, gaben sie Ende der 30er Jahre Ihre Wohnung auf  und zogen mit Ihren Kindern Helga (1931), Hildegard „Hilla“ (1932), Elfriede „Elfi“ (1935), Erwin (1939) und Gerda (1945) in die Laubenkolonie. Hier wohnten die Mechelkes bis Mitte der 50er Jahre.
 
Mit Elfriede Mechelke und Lothar Wieding schließt sich nun der Kreis, wenn die Zeit reif ist und auch ich ein Teil der vergangenen Geschichte bin, dann können meine Nachfahren diese Geschichte mit den gleichen wenigen und eventuell verwirrenden Fakten weiter schreiben.